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Foto: Barbara Wehrheim

Barbara Wehrheim studiert Betriebswirtschaftslehre und verbrachte ihr Sommersemester 2015 an der Universidad Complutense de Madrid im Rahmen des STAP-Austauschprogramms. Hier gibt Barbara ihre Erfahrungen und Tips weiter für all die, die sich gerade auf einen Auslandsaufenthalt vorbereiten.

Nachdem ich nach dem Abitur Spanisch gelernt habe und längere Zeit im spanischsprachigen Ausland war und während der Schulzeit auch schon ein Jahr im englischsprachigen Raum, wollte ich gerne die Möglichkeit nutzen meine Spanisch-Kenntnisse noch einmal zu vertiefen mit einem Auslandsstudium. Im Sommersemester werden weniger Unis im spanischsprachigen Raum angeboten. Deswegen fiel meine Wahl nach langem Überlegen auf Madrid.Die Universität Complutense de Madrid hat mir auf Anhieb gefallen, weil sie eine sehr große bekannte Universität ist und das Kursangebot sowohl in Spanisch als auch in Englisch sehr groß ist. Schließlich habe ich die Complutense deswegen dann auch als erste meiner 5 Präferenzen gewählt. 



Eine gute Vorbereitung ist die halbe Miete

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Complutense Campus in Madrid, Foto: Barbara Wehrheim

Die Vorbereitung war sehr gut organisiert vom Zentrum für internationale Beziehungen der WiSo Fakultät. Ich habe mich im 3. Semester (Ende Mai 2014) zuerst über das ZIB auf den Platz für das 5. Semester (SS 2015) beworben und habe nach Bestätigung noch eine Online Bewerbung sowie einige Dokumente an der Uni in Madrid direkt ausfüllen müssen. Die Erasmus-Koordinatoren der Complutense waren immer sehr nett und hilfreich bei jeglichen Fragen und Problemen. Die Erasmusdokumente muss man vor dem Aufenthalt am besten frühzeitig ausfüllen und von allen Parteien unterschreiben lassen. Aber auch das war schnell erledigt. 



Kurswahl, Anrechnung und das Studentenleben

Die Complutense Uni ist ein langjähriger Erasmus Partner der WISO Fakultät. Foto: Barbara Wehrheim

Mit der Kurswahl ist man ziemlich auf sich allein gestellt, vor allem wenn es keine Liste der bereits von der Auslandsuniversität angerechneten Kurse gibt – wie in meinem Fall. Jedoch kann man sich mit seinen KommilitonInnen aus Köln absprechen und bei der Fakultät verschiedene Vorabanrechnungsanträge stellen um sich ein Bild der Anrechnungsmöglichkeiten zu machen. Einer meiner BWL-Kurse wurde abgelehnt, aber ein anderer VWL Kurs wurde ohne Probleme genehmigt. Demnach habe ich den VWL Kurs „International Economics“ auf Englisch belegt sowie zwei spanische BWL-Kurse um diese dann als 12 Punkte Profilgruppe International Management anrechnen zu lassen. Zusätzlich habe ich auch noch 6 Stunden pro Woche einen Spanischkurs belegt. Auch wenn man die Fachkurse auf Spanisch belegt, empfehle ich , auch noch einen Sprachkurs zu machen, da man diese oft zu günstigen Preisen angeboten bekommt an der Uni und somit noch mehr Fortschritte in Schrift und Wort machen kann. Die Anforderung der Uni Köln sind 20 Credits und wer die Kurse auf Spanisch belegt, kann damit auch gut bedient sein, da man oft Hausaufgaben, Gruppenarbeiten oder Präsentationen machen muss. Die spanischen Kommilitonen und Professoren helfen einem immer gerne und schätzen das sprachliche Engagement der Austauschstudierenden. Außerdem herrscht meist Anwesenheitspflicht, da das System extrem verschult ist und manche Professoren auch keine Folien hochladen. Bei 40 Leuten im Kurs und nur einer Austauschstudentin fällt es übrigens also auf, wenn man nicht da ist! Prüfungen werden gerne mal sehr kurzfristig angesagt oder nur mündlich innerhalb von 5 Minuten an der Tafel abgehandelt. Auch mit der Pünktlichkeit nimmt es der eine oder andere ernster an der Universität, jedoch ist Vorsicht geboten, denn man wird im Zweifelsfall persönlich begrüßt, wenn man zu spät kommt oder früher gehen muss. 



Auch der öffentliche Nahverkehr tickt eher mediterran

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  • Metro in der Innenstadt von Madrid. Foto: Barbara Wehrheim
  • Kulturelle Ausflüge mit Erasmus-Bekanntschaften in der Innenstadt waren auch auf der Tagesordnung neben dem Studium. Foto: Barbara Wehrheim

Zu Verzögerungen kann es öfter kommen, da die Metro nicht nach genauem Plan fährt und sich an der Bushaltestelle brav angestellt wird. Die Spanier warten dann auch gerne mal trotz knappem Zeitplan auf den nächsten Bus um einen Sitzplatz zu haben. Eine Metro-Karte kostet für Studierende bis 23 Jahre Euro für die Wirtschaftsfakultät in Somosaguas 39 Euro im Monat . Die Fakultät liegt etwa 40 Minuten vom Zentrum entfernt. Wegen der Entfernung ist das Ticket also unverzichtbar. 

 

Freizeit in Madrid

Es gibt viele verschiedene Erasmusorganisationen in Madrid, die Partys, kulturelle Veranstaltungen oder Reisen zu kleinen Preisen organisieren. Eine meist sehr persönliche Betreuung wie an der WiSo Fakultät durch den Pim und Cems Club sucht man hier jedoch leider vergeblich. Aber Madrid bietet auch sonst genügend Kulturangebote mit den vielen für Studierende oft günstigen Museen und Ausstellungen. Darüber hinaus gibt es viele tolle Parks. Direkt neben Madrid liegt ein riesiger Stadtpark, in dem man bei gutem Wetter Joggen oder Fahrradfahren kann. Außerdem ist Madrid durch Bahn und Busse auch an näherliegende interessante kleine Städte gut angebunden, wie beispielsweise die Studentenstadt Salamanca oder auch kulturell sehr interessante Städtchen wie Toledo und Segovia. 

Das Leben in der Auberge espagnol

Obwohl fast alle Unis außerhalb liegen empfehle ich auf jeden Fall im Zentrum zu leben. Ich bin im Januar noch vor Semesterbeginn angekommen um vor Ort nach Wohnungen zu suchen. Eine spanische Erasmusstudentin aus Madrid, die ich in Köln innerhalb des Buddy Programms (Link) kennengelernt habe, hat mich am Anfang aufgenommen. Das Buddy Programm bietet einem die Möglichkeit, nette, offene Leute aus aller Welt kennen zu lernen, und mit ein bisschen Glück kann man deren Hilfe am Anfang seines Aufenthaltes auch in Anspruch nehmen. Für die Wohnungssuche findet man sehr leicht etwas auf Internetseiten wie „Idealista“ mit teilweise anderen Erasmusstudenten oder auch Spaniern. Spanier wohnen jedoch generell sehr lange noch bei ihren Eltern und vielen ist es im Zentrum einfach zu teuer. Oftmals findet man auch sehr große WGs mit bis zu 12 Leuten. Das hört sich vielleicht sehr viel an, aber es ist eine super Erfahrung für das Leben und einem wird nie langweilig. Madrid hat viele sehr schöne alte Gebäude und sehr schöne „barrios“ im Zentrum, wie La Latina, Sol, Huertas, Malasaña, Chueca oder Tribunal, in denen zwischen Cafés, Märkten und Bars eine super Atmosphäre herrscht. Das Leben findet hier draußen auf den Straßen statt und auch nachts sind die Stadtteile im Zentrum noch sehr belebt, weswegen man auch ohne Probleme nach Hause laufen kann, denn die Metro fährt hier leider nur bis 1.30 Uhr nachts – auch am Wochenende.

Teil der Volleyballmannschaft. Ein guter Treffpunkt für Freundschaften, die über das Studium hinausgehen. Foto: Barbara Wehrheim Foto: Privat


Was vermisst man als KölnerIn an der Complutense?

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Madrid Plaza Mayor. Foto: Barbara Wehrheim

Ganz klar die Mensa und der Kaffee im WiSo Foyer. Es gibt an jeder Fakultät hier eine Cafeteria, jedoch gibt es oft nur ein Menü des Tages: oftmals leider Frittiertes oder Hamburger. Außerdem spielt sich das Studentenleben hier weniger an der Uni ab, denn die meisten kommen für ihre Vorlesungen, bleiben danach aber nicht um noch in der Bibliothek zu lernen, mit Freunden in die Mensa zu gehen oder um sich einfach wie bei uns auf der Uni-Wiese zu treffen. 

Mein persönliches Fazit