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TP 1: Nutzbarmachung lernpsychologischer Erkenntnisse in der rechtswissenschaftlichen Stoffvermittlung

In diesem Teilprojekt sollen lernpsychologische und neurowissenschaftliche Erkenntnisse für Lehrende und Lernende in der Rechtswissenschaft ins Bewusstsein gerückt und begreiflich gemacht werden.
Zur Unterstützung der anderen Teilprojekte sollen im Teilprojekt 1 lernpsychologische und neurowissenschaftliche Erkenntnisse herausgearbeitet, aufbereitet und für die Art und Weise der rechtswissenschaftlichen Stoffvermittlung nutzbar gemacht werden. Gegenwärtige Formate der rechtswissenschaftlichen Stoffvermittlung werden auf ihre Vereinbarkeit mit den herausgearbeiteten Erkenntnissen hin untersucht und Wege für eine moderne Stoffvermittlung aufgezeigt.

Die traditionelle Stoffvermittlung an den Universitäten wird den heutigen Erkenntnissen der Lernpsychologie und Neurowissenschaft nicht mehr gerecht. Zudem ist sie angesichts des Massenbetriebes nicht mehr zeitgemäß. Es bedarf darum der Schaffung eines lernpsychologisch gestützten, didaktischen Gesamtkonzeptes in einem differenzierten System von modernen Lehrformaten. Zu diesen gehören sowohl ein didaktisch überarbeitetes Konzept für die Vorlesung als auch auf diese abgestimmtes, ebenfalls lernpsychologisch gestütztes Lernmaterial. Stärkere Berücksichtigung müssen auch solche Lehr-Lernformate finden, welche stärker auf einen aktiven Lernprozess ausgerichtet sind, wie Seminare, Übungen, Arbeitsgemeinschaften und Moot Courts.

Projektfortschritt in 2014

Erkenntnisse, die in Teilprojekt 1 bisher gewonnen wurden, zeigen die Notwendigkeit eines Umdenkens in Bezug auf derzeitige Lehr-Lernansätze. Das der rechtswissenschaftlichen Lehre traditionell zu Grunde liegende objektivistische Lehrverständnis muss sich mehr hin zu einem subjektivistisch ausgerichteten Lehrverständnis entwickeln. Die Lernenden und ihre individuellen Fähigkeiten müssen stärker in den Blick genommen werden. Konkrete Hilfestellungen wie z.B. die Vermittlung juristischer Arbeitstechniken können ein weitestgehend selbstbestimmtes und damit erfolgreicheres Lernen befördern. Den Lernenden muss auch vermehrt die Möglichkeit gegeben werden, sich die Lerninhalte durch persönliches Erfahren anzueignen, statt diese lediglich passiv, durch von den Lehrenden gelenkte Veranstaltungen, aufnehmen zu müssen.

Die gewonnenen neurowissenschaftlichen Erkenntnisse zeigen zudem, dass die einzelnen Lehrformate den Anforderungen an ein „gehirngerechtes“ Lernen nicht gerecht werden. Insbesondere werden Mechanismen, welche eine Langzeitspeicherung von Lerninhalten begünstigen, zu selten berücksichtigt. Dies sind unter anderem die gezielte Verknüpfung von Lerninhalten, die Anregung verschiedener Hirnregionen und das Herstellen eines persönlichen Bezuges. Von besonderer Bedeutung bei der Darstellung von Lerninhalten ist die gezielte Stoffreduktion und Aktivierung gedanklicher Schemata.

Ausblick:
Die bisher gewonnenen lernpsychologischen und neurowissenschaftlichen Erkenntnisse werden noch genauer ausgewertet, und auf Möglichkeiten der konzeptuellen Einbettung in den Lehrbetrieb hin untersucht. Hierbei wird die Diskussion um die Möglichkeiten und Grenzen einer speziellen Neurodidaktik aufgegriffen. Besonderes Augenmerk soll auf die Vereinbarkeit dieses Ansatzes mit Konzepten der allgemeinen Didaktik im Lehrbetrieb gelegt werden.

Prof. Dr. Burkhard Schöbener