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Digitalisisierung: Neue Forschung zu Tuareg Flüchtlingen digital publiziert

 
Tippt man in der Google Suche den Namen Souleymane Diallo ein, erscheint als erstes ein Link zur Webseite des mauretanischen Nationaltorwarts. Dieser ist nicht zu verwechseln mit dem ambitionierten Nachwuchswissenschaftler Souleymane Diallo am Institut für Sozial- und Kulturanthropologie der Universität zu Köln.

Seit 2015 untersucht er im Rahmen eines DFG geförderten Projekts die Lebensbedingungen der Tuareg Flüchtlinge aus dem Norden Malis, die ihr Leben in der nigerianischen Diaspora verbringen und wie diese Situation ihr Selbstverständnis und kulturelle Praktiken, Hierarchieverständnisse, religiöse Identitätsformationen beeinflussen. Die Erforschung der Formierung der Tuareg Identitäten und die Aufmerksamkeit auf zwei untergeordnete soziale Kategorien der Tuareg Flüchtlinge, die zweimalig aus Mali verwiesen wurden, stellt ein ambitioniertes Projekt dar, welches bisherige Forschungsergebnisse zu historischen Gegebenheiten des adeligen Status der Tuareg Gruppen sowie den Verlust von Status und Macht, untersuchten.

Als erstes Beispiel für Forschungsfelder in der Anthropologie mit Afrikafokus wird seine Arbeit digital und als Printversion durch die Publikationsplattform www.humanities-map.de durch MAP - Modern Academic Publishing, ein durch die Uni Köln und die LMU gefördertes Projekt - im Laufe von 2017 veröffentlicht.

Das Interview führte S. Rausch.

 

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Foto: Souleymane Diallo

Herr Diallo, können Sie Ihr Forschungsprojekt kurz erläutern?

Die Forschungsstudie ergänzt eine frühe wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Adel der Tuareg, indem das Augenmerk auf zwei in Status untergeordnete Grupppen, die Bellah-Ikhlan und die freigeborenen Vassals, geworfen wird, die in Darstellungen der Tuareg Gesellschaft bisher vernachlässigt wurden. Sie bietet eine facettenreiche Analyse diverser sozialer Stände und Identitätsformierungen in der Diaspora und appelliert an ein dynamischeres Verständnis von sozio-politischen Hierarchien der Turareg.

Die Studie hebt die Bestrebungen der Flüchtlinge nach einer ideellen und materiellen Welt angesichts feindlicher und oftmals demütigender Lebensbedingungen hervor. Es erfolgt eine Detailanalyse beider Ständegruppen, die einer Kategorisierung und Rassen-Stereotypisierung unterworfen sind, unter denen sie versuchen, ihre eigene soziale und ethnische Identität neu zu formulieren.

 

Foto: Souleymane Diallo

 

Wie ergänzen neue Technologien die traditionellen Medien von westafrikanischen Kulturen?

Die Tuareg Flüchtlinge nutzen Handys zur Aufnahme und für die Kommunikation in der nigerianischen Diaspora. Zum Beispiel werden Handys zu Aufnahmen, zum Abhören und zur Verbreitung von Gitarrenmusik untereinander genutzt. Hierdurch drücken die Flüchtlinge auch ihre soziale Identität und ihre Verbundenheit zu ihrer Kultur aus, die sie vor dem Exil hatten. So adaptieren sie neue Kommunikationstechnologien wie Handys als kulturellen Ausdruck und zur Stärkung der sozialen Tuareg Identität und gleichzeitig zur Abgrenzung nach außen.

 

 

Wie wird das digitale Publizieren Ihre akademische Laufbahn unterstützen?

MAP bietet mir eine Plattform, um meine akademische Karriere zu starten, indem ich ein Buch bereits ein Jahr nach der Beendigung meiner Dissertation veröffentlichen kann. Dies und die professionelle Begleitung durch das MAP Team in Vorbereitung auf die Veröffentlichung haben zwei Dinge im Besonderen für mich erwirkt: die Steigerung der stilistischen Qualität meines Buches sowie die das Erlernen der wissenschaftlichen Skills, mich akademisch weiterzuentwickeln. Und letztlich wird durch die digitale Publikation das Buch für internationale ForscherInnen und EntscheidungsträgerInnen in der Sahelzone zugänglich.

 

 

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Diallo. Viel Erfolg für die Veröffentlichung Ihres Buches mit MAP!